Homöopathie bei rheumatoider Arthritis – Fortsetzung

Wie der Zufall so spielt: Vor ein paar Tagen hatte ich hier meine Analyse über eine Studie zur homöopathischen Behandlung von rheumatoider Arthritis veröffentlicht. Dann erscheint heute die Nachricht auf Google scholar, dass just in diesen Tagen eine Metastudie zu diesem Thema veröffentlicht wird, deren Inhalt bereits jetzt im Internet eingesehen werden kann [1].

Eine Metastudie ist eine systematische Sichtung der bestehenden Fachliteratur zu einem Thema. Es werden praktisch alle Arbeiten in die Betrachtung einbezogen, die bestimmten Kriterien entsprechen:

  • Vergleichende Untersuchungen zwischen der Behandlung mit einem individuell verordneten Homöopathikum und Placebo
  • Zuordnung zu Kontrollgruppe oder Homöopathiegruppe nach dem Zufallsprinzip
  • Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift, die ein Peer-review System unterhält
  • Veröffentlichung in englischer Sprache verfügbar
  • Nach 1950 veröffentlicht.

Wie zu erwarten war, kam man auf dieselben Studien, die in meinem Blogbeitrag auch angesprochen wurden, mit Ausnahme der Arbeit von Wiesenauer, die nur auf Deutsch veröffentlicht worden war. [Literaturhinweise s. hier]

Metaanalysen werden durchgeführt, um durch den Überblick über verschiedene gleichartige Studien die Genauigkeit der Aussage zu erhöhen und damit auch eventuell kleinere Effekte aufzudecken. Letztendlich wird durch die Zusammenfassung eine größere Teilnehmerzahl erreicht, so dass die Statistik wesentlich aussagekräftiger wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ergebnis auf Zufall beruht, wird durch dieses Vorgehen reduziert.

Was mich sehr freut:
Obwohl man die Studie von Gibson nicht im Detail analysiert hatte, kam man trotz anderer Methodik zu einem ähnlichen Ergebnis wie im Blogbeitrag ausführlich beschrieben:

‚In Anbetracht der nicht ausreichenden Menge an Fachliteratur kommt diese Analyse zu dem Ergebnis, dass es keinen klaren Nachweis dafür gibt, dass die Homöopathie bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis eine gewisse Überlegenheit gegenüber der (Placebo-) Kontrollgruppe hätte. Unabhängige Wiederholversuche mit individuell verordneten Homöopathika sind gerechtfertigt, sofern sie genau und systematisch ausgeführt werden.‘ (Übersetzung des englischen Originaltexts)

Diese doch sehr zurückhaltende Beurteilung ist insofern bedeutend, da es sich bei den Autoren um zwei Mitarbeiter einer indischen homöopathischen Forschungseinrichtung und einen australischen ‚Naturopathen‘ handelt. Diese Forschergruppe ist sicher ziemlich unverdächtig, von vorneherein gegen die Homöopathie eingenommen zu sein oder gar der oft beschworenen ‚Big Pharma‘ anzugehören.

Diese Studie zeigt auch, dass es veröffentlichte Forschungsergebnisse geben kann, die dem Auftraggeber der Studie vielleicht nicht so angenehm sind. (Vergleiche hier)

Literatur:

[1] Saha S, Koley M, Medhurst R: A Meta-Analysis of the Randomized Controlled Trials of Individualized Homeopathy in Rheumatoid Arthritis‘ in: World Journal of Pharmacy and Pharmaceutical Sciences 2013, 2 (4): p 2097 – 2117, ISSN 2276 – 4357. Link zum Volltext erloschen

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