An den Senat: Überprüfen Sie die Freigabe des Homöo-Studiengangs!

 Vorab: Auch an die Petition gegen die Homöo-Akademie gedacht? –> hier

In meinem letzten Beitrag (hier) hatte ich die Antwort der Berliner Senatsverwaltung betrachtet, wonach man den Studiengang Homöopathie der Steinbeis Hochschule genehmigt habe. Es ergab sich, dass für diese Entscheidung offenbar wesentliche Punkte nicht berücksichtigt worden sind. Daher habe ich das folgende Schreiben an die zuständige Senatorin und den für die Hochschulen zuständigen Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung geschrieben. Je mehr Menschen ähnlich reagieren, desto eher wird die Berliner Senatsverwaltung geneigt sein, ihre Entscheidung zu überprüfen.

Schreiben an

Berliner Landesregierung
Frau Sandra Scheeres
Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft
senbuero@senbjw.berlin.de

Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
Herrn Dr. Knut Nevermann
Staatssekretär für Wissenschaft
stwsbuero@senbjw.berlin.de

Genehmigung des Landes Berlin zum Studiengang Homöopathie der Steinbeis Hochschule Berlin

Sehr geehrte Frau Scheers,
sehr geehrter Herr Dr. Nevermann,

mit meinem Anliegen beziehe ich mich auf ein auf den 25.2.2014 datiertes Antwortschreiben, unterzeichnet von Frau Bering, worin mir mitgeteilt wird, dass das Land Berlin den von der Steinbeis Hochschule Berlin (SHB) geplanten Studiengang ‚Complementary Medicine and Management, Vertiefungsrichtung Homöopathie EUH‘ genehmigt hätte. Sie führt aus, dass meine in meinem Schreiben vom 21.12.2013 geäußerten Bedenken hinsichtlich des Studienganges gegenstandslos seien. Ich möchte Ihnen hiermit darlegen, dass dies nicht der Fall ist.

Ich bitte Sie daher darum, diese Entscheidung zu überprüfen und zu korrigieren. Wie nachfolgend erläutert wird, kann diese Entscheidung nur durch Ausnutzung bestehender Gesetzeslücken zustande gekommen sein. Wenn diese Entscheidung Bestand hätte, wäre mit erheblichen nachteiligen Auswirkungen für den Wissenschaftsstandort Deutschland zu rechnen, für das Gesundheitssystem und nicht zuletzt für die Studenten, die Zeit und Geld in ein solches Studium investieren.

Diese Entscheidung darf wegen ihrer Tragweite keinen Bestand haben!

Zur Begründung:

Das Berliner Hochschulrecht macht ganz bestimmte Vorgaben, auf welchen Entscheidungswegen Beschlüsse zustande kommen müssen, die die akademische Forschung und Lehre beeinflussen:

  • Die jeweilige Hochschule erarbeitet in ihren Gremien Vorschläge zur Ausgestaltung von Forschung und Lehre in ihrem Bereich, die dem Hochschulkuratorium zur Genehmigung präsentiert werden. Fachbereichsräte und akademischer Senat haben ein ureigenstes Interesse an dem guten Ruf ihrer Hochschule. Letztendlich hängt die wissenschaftliche Reputation jedes einzelnen der in diesen Gremien mehrheitlich vertretenen Professoren auch vom Renommée ihrer Lehranstalt ab, von den Auswirkungen auf personelle und materielle Ausstattung und der Teilhabe an bedeutenden Forschungsaufträgen ganz zu schweigen. Es versteht sich von selbst, dass man keinen ‚wissenschaftlichen Unsinn‘ zum Arbeitsgebiet erheben würde.
  • Das Hochschulkuratorium repräsentiert die Öffentlichkeit, die letztendlich für die Finanzierung der Vorhaben zu sorgen hat und dazu natürlich bewerten muss, ob den Kosten der vorgeschlagenen Maßnahmen auch ein adäquater gesellschaftlicher Nutzen gegenübersteht.

Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Hochschulen nach höchstmöglicher Qualität in Forschung und Lehre streben und dies in einem gesellschaftlichen Konsens geschieht. Die bisherige anerkannte hohe Qualität der deutschen akademischen Ausbildung und der deutschen Forschung zeigen, dass dieses Vorgehen seinen Zweck erfüllt.

Erster Kritikpunkt: Steinbeis Hochschule

Die Einrichtung von Fachbereichen und Studiengängen erfolgt im Regelfall genau in diesen Gremien. Bei der hier kritisierten Genehmigung des Studiengangs der SHB war dies aber nicht der Fall:

Die Steinbeis Hochschule Berlin führt zwar die Bezeichnung ‚Hochschule‘ im Namen, verfügt aber anscheinend nicht über die für eine staatlich anerkannte private Bildungseinrichtung erforderliche institutionelle Akkreditierung, wie den einschlägigen Verzeichnissen des Wissenschaftsrates zu entnehmen ist.

Es sei hier nur am Rande gefragt, wie es eigentlich sein kann, dass eine Bildungseinrichtung nach eigenen Angaben derzeit 5000 Studenten ausbilden kann, akademische Bachelor- und Mastergrade verleihen kann, ja sogar ein Promotionsrecht hat, ohne über eine institutionelle Akkreditierung zu verfügen.

Die SHB ist mithin ein am wirtschaftlichen Erfolg orientiertes Unternehmen, das auf dem Markt der Erwachsenenbildung agiert. Folglich fehlen die an staatlichen Hochschulen vorgeschriebenen Gremien, die eine hochwertige Forschung und Lehre sicherstellen und deren Vorhandensein durch eine institutionelle Akkreditierung sichergestellt werden würde. Es gibt zwar ausweislich der Homepage der SHB einen Präsidenten und einen Geschäftsführer, beides in Personalunion von Herrn Prof. Löhn wahrgenommen, sowie einen recht umfangreichen Hochschulrat, aber über die Zusammenarbeit und Verantwortlichkeiten dieser Organe gibt es keine Informationen.

Es sei nicht in Abrede gestellt, dass auch unter diesen Umständen hervorragende Leistungen erzielt werden können. Dies ist insbesondere anzunehmen, wenn die Ausbildung in ingenieurtechnischen oder wirtschaftswissenschaftlichen Fächern in Zusammenarbeit mit erfolgreich am Markt agierenden Unternehmen stattfindet und Fehlentwicklungen auf diesem Wege durch Erfolg oder Misserfolg rasch erkennbar werden.

Es ist aber ebenfalls in Betracht zu ziehen, dass Fachbereiche, Institute und Studiengänge aus rein wirtschaftlichen Überlegungen heraus gegründet und angeboten werden. Hierbei steht nicht automatisch die wissenschaftliche Qualität und der gesellschaftliche Nutzen im Vordergrund, sondern sehr wahrscheinlich das wirtschaftliche Eigeninteresse der Bildungseinrichtung als gewinnorientiertem Wirtschaftsunternehmen.

Es sieht so aus, als sei dem Umstand nicht Rechnung getragen worden, dass unter diesen Bedingungen der wissenschaftliche Sinngehalt eines neuen Studiengangs eine eher nachrangige Wichtigkeit haben könnte. Folglich hätte man genau dies vor einer eventuellen Genehmigung des Studiengangs seitens der Genehmigungsbehörde prüfen müssen. Dass dies in den einschlägigen Gesetzen nicht vorgesehen ist, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Gesetzgeber seinerzeit diese Konstellation nicht in Betracht gezogen hatte.

Zweiter Kritikpunkt: Homöopathie als Wissenschaft

Genau die beschriebene Problematik, dass ein Wirtschaftsunternehmen einen voraussichtlich wirtschaftlich profitablen Studiengang unabhängig von seinem wissenschaftlichen Gehalt anbietet, scheint hier vorzuliegen. Die Homöopathie als medizinische Therapieform erfreut sich zwar einer immer weiter steigenden Beliebtheit – also eines wachsenden Marktpotenzials – aber ist wissenschaftlich höchst umstritten.

Die Homöopathie fußt auch heute noch praktisch ausschließlich auf den Vorgaben des Begründers, die aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stammen. Diese Lehre steht in fundamentalem Widerspruch zu den seither gewonnenen Erkenntnissen der Naturwissenschaft. Schon einfachste Erklärungsversuche zur Herstellung und Wirkungsweise der angeblich wirksamen Arzneimittel stoßen auf eine Vielzahl von Widersprüchen zu Physik, Chemie, Physiologie und anderen Naturwissenschaften. Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, verfügte noch nicht über die heutigen Kenntnisse über Bakterien, Viren, Hormone etc., sondern postulierte eine geistartige Wirkung seiner Arzneien. Aber diese Aussage wird bei den Homöopathen auch heute noch als Erklärung akzeptiert – ungeachtet aller Fortschritte in den einschlägigen Wissenschaften. Hahnemanns Werke aus dem 19. Jahrhundert sind immer noch die Grundlagen der Ausbildung zum Homöopathen – und wären es auch in dem in Frage stehenden Studiengang.

Es sind keine Aktivitäten erkennbar, in einer Grundlagenforschung die Widersprüche zu untersuchen und zu einem wissenschaftlich akzeptablen Erklärungsmodell zu kommen. Das, was in der Homöopathie als Forschung bezeichnet wird, ist nichts anderes als der kontinuierliche Versuch, den Vorwurf der Unwirksamkeit zu widerlegen. Zeigt ein klinischer Versuch an Patienten vermeintlich eine Wirkung einer homöopathischen Therapie – und sei diese auch noch so unbedeutend – dann wird dies vollmundig in den Medien und auf Kongressen berichtet, z. B. die sogenannte Berner ADHS-Studie von H. Frei. Gegenteilige Ergebnisse werden hingegen nicht als Widerlegung der Theorie gewertet oder zur Verfeinerung einer Lehre genutzt, nein, sie werden einfach ignoriert und totgeschwiegen, z. B. die Münchner Kopfschmerzstudie von H. Walach.

Noch dazu verfügt die Homöopathie über keinerlei eigene Verfahren und Vorgehensweisen, zwischen vorteilhaften und nachteiligen Verfahrensschritten zu unterscheiden, da ihr eine Methodik der Erfolgsbewertung fehlt. Genau genommen ist völlig unklar, woran ein Homöopath merken soll, ob seine Therapie anschlägt oder nicht, Stichwort ‚Erstverschlechterung‘.

In der Quintessenz besteht der Studiengang der Homöopathie aus einem schlichten Auswendiglernen von lexikalischen Fakten, deren Quellen ähnlich zuverlässig sind wie die Anfangs des 19. Jahrhunderts postulierte geistartige Wirkung, sowie dem Einüben von sinnlosen Ritualen.

Unabhängig davon, ob man persönlich davon überzeugt ist, dass die Homöopathie eine über den reinen Placeboeffekt hinausgehende Wirksamkeit entfalten kann oder nicht, zeigt sich, dass die Homöopathie keine anderen Grundlagen hat als Kartenlegen, Hexerei, Wahrsagen, Astrologie und was der Lehren mehr sind, mit denen die Aufklärung aufgeräumt hat.

Dritter Kritikpunkt: Präzedenzfall

Entsprechend ihrem Status als Un-Wissenschaft ist die Homöopathie entgegen der Darstellung von Frau Bering bisher in keinster Weise in die deutsche Hochschullandschaft integriert. Die Approbationsordnung für Ärzte sieht zwar vor, dass die Homöopathie als ein Wahlfach studiert werden kann, und es gibt in der Tat Universitäten, die dies auch anbieten, aber die Lehre wird weitestgehend durch externe Lehrbeauftragte wahrgenommen. Die Universitäten selbst betreiben auf dem Gebiet der Homöopathieweder weder ernsthafte Forschung in nennenswertem Umfang noch sind sie tiefer als unvermeidbar in die Lehre involviert. Es existieren schon gar keine medizinischen Lehrstühle oder Institute, die sich mit der Lehre der Homöopathie gezielt wissenschaftlich auseinandersetzen. Auch das in diesem Zusammenhang immer wieder zitierte Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften in Frankfurt an der Oder ist kein medizinischer Lehrstuhl, sondern gehört zur Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina. Dabei steht völig außer Zweifel, dass die Homöopathie durchaus als gesellschaftliches Phänomen erforscht werden könnte, nicht jedoch als eine Wissenschaft gelehrt werden kann.

Mithin wäre ein Hochschulstudiengang zur Homöopathie ein Novum, ein Präzedenzfall, der in den deutschen Hochschulen noch nicht vorgekommen ist. Als solcher hätte der Antrag der SHB besonders gründlich geprüft werden müssen, wobei insbesondere auch die mittel- und langfristigen Auswirkungen zu betrachten gewesen wären:

  • Studenten werden viel Geld, Zeit und Energie in ein Studium legen, das trotz des akademischen Grades keine wissenschaftliche Qualifikation vermittelt, den Träger sogar in akademischen Kreisen eher der Lächerlichkeit aussetzt.
  • Das Gesundheitswesen nimmt Schaden, weil die Anerkennung der Hochschule letztendlich die Grenzen zwischen wirksamer Medizin und unwirksamem Humbug weiter verwischt. Die Folgen, wenn z.B. auf wirksame Impfungen zugunsten einer homöopathischen Prophylaxe verzichtet wird, wären unabsehbar.
  • Der Nachfolgeeffekt wäre immens. Mit welchen Argumenten will man die Anerkennung eines Studiums des Kartenlegens, der Magie, des Wahrsagens und all der anderen aus den Harry-Potter-Büchern bekannten ‚Wissenschaften‘ verweigern? Könnten in Zukunft sogar einfache Fertigkeiten akademisch werden, etwa das Kochen, das Kartenspielen oder das Modelleisenbahnbauen, weil man deren Gehalt an Wissenschaftlichkeit nicht prüft?
  • Deutschland macht sich als Wissenschaftsstandort international lächerlich, wenn wissenschaftlicher Humbug hier zu einem staatlich anerkannten akademischen Grad führen kann. Welche Qualifikation stellt ein Bachelor oder Master of Science noch dar, wenn man ihn durch bloßes Auswendiglernen von Inhalten aus dem 19. Jahrhundert erreichen kann? Noch dazu, wenn die Abschlussprüfungen wahrscheinlich recht wohlwollend ausfallen und die Durchfallraten bei der Endprüfung nach wirtschaftlichen Kriterien optimiert werden?

Alle diese möglichen Folgen hätten bedacht und bewertet werden müssen, bevor man der SHB den Studiengang genehmigt. Dies hätte einer breiten gesellschaftlichen und politischen Diskussion bedurft. Stattdessen scheint diese Genehmigung auf einem unteren Niveau in der Senatsverwaltung gefallen zu sein. Angesichts der möglichen Tragweite ist dies nicht akzeptabel.

Quintessenz

Offensichtlich haben die Hochschulgesetze der Länder den Fall nicht vorgesehen, dass ein auf wirtschaftlichen Erfolg orientiertes Unternehmen abstruse unwissenschaftliche Studiengänge anbieten will und dafür eine staatlich Anerkennung anstrebt. Das bedeutet aber nicht, dass das Ausnützen dieser Gesetzeslücke zugelassen werden darf, vielmehr muss es Ansporn sein, eine solche Fehlentwicklung zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen gegenzusteuern!

Ich bitte Sie, die Genehmigung des Studienganges der SHB in diesem Sinne einer intensiven Prüfung zu unterziehen, deren Ergebnis aus meiner Sicht nur darauf hinauslaufen kann, dass die Genehmigung zurückgezogen wird.

Mit freundlichen Grüßen

 Dr.-Ing. Norbert Aust

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16 Antworten zu An den Senat: Überprüfen Sie die Freigabe des Homöo-Studiengangs!

  1. AlteWeser sagt:

    @ Sophia Tor

    Zitat:
    „…Es ist mir aber klar, dass Fortschritt auch in diesen Bereichen nur durch Offenheit gegenüber anderen Ideen entstehen kann. …“

    WIE offen man in der Homöpathie sein muss, dass zeigt dieser Artikel der Carstens Stiftung
    https://www.carstens-stiftung.de/artikel/der-placeboeffekt-in-randomisierten-therapiestudien-der-klassischen-homoeopathie.html

    „“…Diese Hypothese geht davon aus, dass in RCTs komplementärmedizinischer Verfahren besonders große Placeboeffekte auftreten und daher in diesen Studien eine signifikante Überlegenheit des geprüften Verums per se unwahrscheinlicher ist als in vergleichbaren Studien der konventionellen Medizin….

    Es wird also bekannt vorausgesetzt, dass komplementärmedizinische Verfahren im Test schlecht abschneiden. Statt das zu akzeptieren sucht man nach einem Ausweg, wie man mit Hife des Placeboeffektes erklären könnte, warum diese Verfahren schlechter abschneiden.

    Das Ergebnis:
    „…Die Untersuchungsergebnisse können den Umstand eines unzureichenden Wirksamkeitsnachweises der klassischen Homöopathie in placebokontrollierten RCTs nicht klären….“

    Um es noch einmal festzuhalten: Die Carstens Stiftung ist Förderin der Homöopathie und auf ihrer Seite ist zu lesen „…unzureichenden Wirksamkeitsnachweises der klassischen Homöopathie..“ Also selbst die Carstens Stiftung gesteht einen unzureichenden Wirksamkeitsnachweis ein.

  2. Norbert Aust sagt:

    Vehemenz und Respektlosigkeit

    Bitte?

    Wenn die Homöopathie wirklich so wenig taugt, wie Sie es darstellen, wird sie nicht überdauern.

    Ein kleiner Vergleich mit der Hexerei: Wir sind uns doch hoffentlich einig, dass dieser Glaube jeder Grundlage entbehrt? Trotzdem wurden vom 13. bis in das 18. Jahrhundert Tausende von Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder anders grausam zu Tode gebracht, nachdem sie so lnage gequält worden waren, bis sie ihre Verfehlungen zugaben. Dieses Unwesen wurde erst mit der zunehmenden Aufklärung, mit der zunehmenden Wissenschaftlichkeit, wenn Sie so wollen beendet. Die ‚anderen Ideen‘ für die man heute offen sein soll, sind genau die, die dazu geführt haben, dass der Glaube an Hexen und deren Bekämpfung über Jahrhunderte Bestand hatte, und sich nicht ‚von selbst‘ erledigt. Gerade der naive Glaube an die Unfehlbarkeit der eigenen Erfahrung und Erinnerung unterfüttert auch abstruseste Ideen mit immer neuen gefühlten und geglaubten Bestätigungen.

    Erst wissenschaftliche Methodik ermöglicht es, Fehlschlüsse und kognitive Irrtümer auszuschließen.

  3. AlteWeser sagt:

    Technologiepark?

    Wissen Sie, das macht mich wahnsinnig. Homöopathiegläubige reden immer von „selbst Erfahrungen machen usw usw.“. Ich habe meine Erfahrungen gemacht. Ich habe es zweimal erlebt, dass ein mir sehr sehr nahe stehender Mensch nur dank dieses „Technologieparks“ schwere Krankheit inklusive Koma überlebt hat und wieder genesen ist. Während dieser Zeit gab es kompetente Ärzte und mitfühlendes Pflegepersonal, eine Krankenkasse, die die hohen Kosten trug. Ich bin diesen Menschen dankbar für das, was sie geleistet haben und für das medizinische Wissen, das dahinter steht (denn sie wissen, was sie tun!) und habe die Stärken des deutschen Gesundheitssystems erlebt!

    Ewig Gestrige sind die Leute, die so etwas ignorieren und statt dessen auf eine seit 200 Jahren nicht weiterentwickelte Erfindung namens „Homöopathie“ setzen! Forschung beschränkt sich in der Homöopathie doch darauf, neue Arzneimittelbilder zu erfinden. Einem wie/was/warum geht niemand nach, warum auch, alle verdienen doch gut ihr Geld am gegenwärtigen Zustand.

    Ein Zitat aus der sicher unverdächtigen Carstens Stiftung, die einräumt, dass nicht einmal die Wirksamkeit der Homöopathie belegt ist:

    https://www.carstens-stiftung.de/artikel/der-placeboeffekt-in-randomisierten-therapiestudien-der-klassischen-homoeopathie.html
    „Schlussfolgerungen
    ….
    Da die klassische Homöopathie ein in ihrer Nachfrage und Bedeutung seit vielen Jahren in der ärztlichen Praxis national und international zunehmendes komplementäres Therapieverfahren darstellt, ist eine Klärung der Wirksamkeitsfrage weiterhin dringend erforderlich….“

  4. Sophia Tor sagt:

    an Ihrer Schreibe stört mich die Vehemenz und Respektlosigkeit gegenüber den alternativen Heilmethoden. Wovor haben Sie Angst? Wenn die Homöopathie wirklich so wenig taugt, wie Sie es darstellen, wird sie nicht überdauern.

    Sie haben recht, ich komme nicht aus Forschung und Wissenschaft. Es ist mir aber klar, dass Fortschritt auch in diesen Bereichen nur durch Offenheit gegenüber anderen Ideen entstehen kann.

    Das Leben schenkt mir die Erfahrung, was hilft. Ein Beispiel dafür ist meine Mutter, die an Krebs erkrankte und laut den Aussagen und Behandlungsplänen Ihrer wissenschaftlichen Kollegen schon seit 40 Jahren tot wäre. Glücklicherweise hat sie sich damals für eine andere Methode als die der Schulmedizin entschieden.

  5. Norbert Aust sagt:

    Wirklich nett, wie Sie sich hier in den Blog einführen. Ich erlaube mir daher, Sie darauf hinzuweisen, dass ‚gestern‘ im Vergleich zum Ende des 18. Jahrhunderts, aus dem das heute noch weitgehend akzeptierte Weltbild der Homöopathen stammt, vergleichsweise aktuell ist.

    Ich frage mich allerdings, woher Sie und Ihre Familie wissen, was hilft?

    Ihre Aussagen klingen nicht sehr danach als hätten Sie allzuviele Vorstellungen davon, was Wissenschaft und Forschung ist. Vielleicht sollten Sie sich damit einmal beschäftigen, bevor Sie das, worauf unsere Zivilisation heute beruht, als ‚Gedöns‘ abtun.

  6. Sophia Tor sagt:

    Liebe Wissenschaftsgläubige und Ewig-Gestrige,
    wieso sind Sie nur so unentspannt? Ich würde Ihnen ja gerne einen ganzheitlich arbeitenden Homöopathen empfehlen. Bei diesem könnten Sie sich dann auch gleich fundiert über die sich ständig erweiterternden Forschungen und Erkenntnisse schlau machen. Denn für mich und meine Familie ist klar: Was hilft und andererseits keine schädlichen Nebenwirkungen hat, ist mir tausendmal lieber als das ganze Wissenschaftsgedöns mit anhängendem Technologiepark.

    Vielleicht sollten Sie einfach mal schauen, was man von der Homöopathie in die Schulmedizin übernehmen könnte – wie z.B. den ganzheitlichen Ansatz und das ausführliche Gespräch mit dem Patienten – zum Wohle des Patienten!

    Freundliche Grüße

  7. Pingback: Traunstein: Homöo-Akademie geht nicht an den Start @ gwup | die skeptiker

  8. Norbert Aust sagt:

    Gute Idee. Werd mal sehen, wie man in Kontakt mit den Redaktionen kommt.

  9. Johannes Güntert sagt:

    Noch eine Idee, Norbert:

    Übers Fernsehen: Akte 2014, Panorama oder Monitor eien Stellungnahme des Berliner Senats fordern. Plakativ genug ist das Thema ja dafür.

  10. Norbert Aust sagt:

    Ich habe mit Julia Kontakt aufgenommen, um den geeignetsten Weg zu eruieren.

  11. Ute Parsch sagt:

    Natürlich habe ich auch noch einmal nach Berlin geschrieben; der Vollständigkeit halber hänge ich meinen Text hier noch als Kommentar an:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    bereits im Dezember hatte ich mich an die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft gewandt. In meinem Schreiben hatte ich auf die Problematik des in Traunstein geplanten „Bachelor of Science“-Studienganges für Homöopathie hingewiesen. Als Antwort erhielt ich nun eine Antwort von Frau Bering (siehe Anhang, am 25.2.2014 datiert).

    Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Antwort meine Bedenken bezüglich des Homöopathie-Studiengangs in Traunstein keineswegs ausräumt. Im Gegenteil bestätigt sie meine Befürchtungen, dass sich niemand die Problematik hinter diesem Studiengang bewusst macht.

    Der wesentliche Punkt meines Schreibens war, dass eine Verleihung des akademischen Grades „Bachelor of Science“, also eines naturwissenschaftlichen Grades, deshalb für die Homöopathie vollkommen unpassend ist, weil die Homöopathie von ihrem Wesen her keine Wissenschaft ist. Homöopathie ist stattdessen eine sich nicht hinterfragende Lehre, die fest und unwiderruflich auf den Schriften Hahnemanns beruht.

    Eine Verleihung dieses Titels würde dieser aus naturwissenschaftlicher Sicht komplett widersprüchlichen und unplausiblen Lehre den Anstrich einer Wissenschaftlichkeit geben, den sie von ihrer Methodik her nicht erfüllt.

    In § 21 des Berliner Hochschulgesetzes, Allgemeine Ziele des Studiums (1) heißt es explizit, das Studium solle den Studenten „Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden so vermitteln, dass sie zu wissenschaftlicher (…) Arbeit, zu kritischem Denken (…) befähigt werden.“

    Das Studium eines Faches, das keine Wissenschaft ist, kann keine Kenntnisse vermitteln, die zu wissenschaftlicher Arbeit befähigen. Das Auswendiglernen einer feststehenden Lehre kann nicht zu kritischem Denken befähigen.

    Homöopathie ist keine Wissenschaft, erst recht keine Naturwissenschaft.
    (Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Pseudowissenschaft

    Auf diesen Hauptkritikpunkt gehen Sie in Ihrem Antwortschreiben an keiner Stelle ein. Stattdessen zitieren Sie die Beliebtheit der Homöopathie. Doch Beliebtheit entscheidet nicht darüber, ob eine Disziplin eine Naturwissenschaft ist.

    Welche Disziplin als Naturwissenschaft gelten kann, ist keine politische Frage, sondern eine erkenntnistheoretische Frage. Man kann dies also nicht per Mehrheitsbeschluss festlegen.

    Auch die Astrologie ist beliebt, über 2/3 der Bevölkerung liest regelmäßig ihr Horoskop. Dennoch ist die Astrologie naturwissenschaftlich widerlegt und der Esoterik zuzuordnen. Nur, weil die Astrologie beliebt ist, kann man sie nicht zur Naturwissenschaft erheben, einen Studiengang einrichten und einen „Bachelor of Science, Vertiefungsrichtung Astrologie“ einführen. Die Astrologie wird auch dann nicht zur Naturwissenschaft, wenn 100% der Bevölkerung ihr Leben nach ihrem Horoskop ausrichten. Und dieselbe Situation liegt auch bei der Homöopathie vor.

    Auch die Grundpfeiler der Homöopathie stehen im Widerspruch zu bestens gesicherten Erkenntnissen der Naturwissenschaften der letzten 200 Jahre. Darauf wiesen die Fachbereichsleiter der Universität Marburg bereits 1992 hin https://www.physioklin.de/fileadmin/user_upload/physioCAVE/Homoeopathie/Marburger-Erkl%C3%A4rung-Hom%C3%B6opathie-1992.pdf
    „Wir sehen jedoch die Gefahr, dass man von uns „Neutralität“ und „Ausgewogenheit“ in diesem Stoffgebiet fordern wird, und sind nicht bereit, unseren dem logischen Denken verpflichteten Standpunkt aufzugeben zugunsten der Unvernunft. Wir betrachten die Homöopathie nicht etwa als eine unkonventionelle Methode, die weiterer wissenschaftlicher Prüfung bedarf. Wir haben sie geprüft. Homöopathie hat nichts mit Naturheilkunde zu tun. Oft wird behauptet, der Homöopathie liege ein „anderes Denken“ zugrunde. Dies mag so sein. Das geistige Fundament der Homöopathie besteht jedoch aus Irrtümern („Ähnlichkeitsregel“; „Arzneimittelbild“; „Potenzieren durch Verdünnen“). Ihr Konzept ist es, diese Irrtümer als Wahrheit auszugeben. Ihr Wirkprinzip ist Täuschung des Patienten, verstärkt durch Selbsttäuschung des Behandlers.“

    Es ist richtig, dass Homöopathie in einigen Universitäten als Wahlfach des Medizin- oder Pharmaziestudiums angeboten wird. Aber auch das macht sie nicht zur Naturwissenschaft, weshalb ja auch bestehende Studiengänge zur Komplementärmedizin, wie Sie selbst schreiben, aus rein medizinischer oder kulturwissenschaftlicher Sicht stattfinden. Die von Ihnen genannten Universitäten vergeben den Medizin- und Pharmaziestudenten, die sich für die Homöopathie als Wahlfach entscheiden, keineswegs einen Bachelor of Science in Homöopathie.

    Die Methoden der Naturwissenschaften, sowie ihre Voraussetzungen und Ziele, werden in der Wissenschaftstheorie erarbeitet und diskutiert. Sie basieren hauptsächlich auf Mathematik, Logik und Erkenntnistheorie. Im Gegensatz dazu basiert die Homöopathie seit 200 Jahren unveränderlich auf den Schriften Hahnemanns und ist ihrer Wesensart nach einer Religion näher denn einer Naturwissenschaft. Im besten Falle müsste der Studiengang in Traunstein also zum „Bachelor of Arts“ führen.

    Einen „Bachelor of Science“ in einer solchen Disziplin zu verleihen, macht es dem Patienten vollends unmöglich, den Unterschied zwischen evidenzbasierter Medizin und unbelegten Alternativverfahren zu erkennen. Dies führt zu einer höchst problematischen Intransparenz im Medizinbetrieb. Und es täuscht sowohl Wissenschaftlichkeit als auch Nähe zu den Naturwissenschaften vor, die es so bezüglich der Homöopathie nicht gibt.

    Sie erreichen mit diesem Studiengang also genau das Gegenteil von dem, was Sie schreiben: „Insofern stellt der geplante Studiengang der Steinbeis-Hochschule eine weitere Facette der transparenten und wissenschaftsgeleiteten Auseinandersetzung mit diesem Bereich dar,…“. Nein! Er führt dazu, dass Naturwissenschaftler und Vertreter einer widerlegten medizinhistorischen Lehre denselben akademischen Titel erwerben, so dass es für Patienten und Politiker zukünftig vollständig unmöglich sein wird, zu erkennen, was der echte naturwissenschaftliche Erkenntnisstand zur Homöopathie ist.

    Anbetracht dieser Tatsache können auch meine Bedenken bezüglich der Qualität und den Folgen dieses Studienganges nicht dadurch ausgeräumt werden, dass Sie mir schildern, wie denn die Aufgabenverteilung zwischen der Steinbeis-Hochschule und der Akademie in Traunstein geplant ist. Da nachweislich nur Mediziner und Heilpraktiker dort Homöopathie dozieren, ist aus den genannten Gründen ausgeschlossen, dass naturwissenschaftliches, kritisches Denken vermittelt werden wird, wie es einem Titel „Bachelor of Science“ angemessen wäre.

    Ich bitte Sie inständig, zur Prüfung dieses Studienganges noch einmal Informationen über die Homöopathie bei einer außerhalb des Homöopathiebetriebes stehenden naturwissenschaftlichen Fakultät (beispielsweise Physik) einzuholen und sich umfassend über den erkenntnistheoretischen Status dieser Lehre zu informieren, bevor in unserer Hochschullandschaft die Grenzen zwischen Naturwissenschaft und widerlegter Lehre endgültig verwischen.

    Der „Master of Science“ ist der heute zu erwerbende Abschluss, der meinem eigenen Diplomabschluss in Physik äquivalent gestellt ist. Ich zähle daher unmittelbar zu den Akademikern, deren Abschluss durch Ihre Genehmigung des Traunsteiner Studienganges abgewertet wird. Zusätzlich zu meiner geäußerten Bitte, die Genehmigung noch einmal zu überprüfen, möchte ich Sie deshalb darum bitten, mir mitzuteilen, welches denn die nächsthöhere Instanz ist, bei der ich meine Einwände gegen den genannten Studiengang geltend machen kann.

    Mit freundlichen Grüßen

  12. Markus Steinkamp sagt:

    Für Gesundheit ist in der Berliner Piratenfraktion m.W. Christopher Lauer (http://www.christopherlauer.de/) zuständig, für Bildung Martin Delius (Edit 06.01.2019: Link nicht mehr verfügbar). Vielleicht kann Julia Groß (Edit 15.08.17: Link zwischenzeitlich erloschen) auch einen geeigneten Kontakt vermitteln. Sie saß der AG Gesundheit der Piraten vor und begab sich mit erfrischend klaren Antworten in die Schusslinie der einschlägigen Lobby (http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=5997). Ihre Seite zeugt von einer sehr vernünftigen Einstellung.

  13. Norbert Aust sagt:

    Gute Idee.

    Ich hatte Herrn Lauterbach schon einmal in anderer Sache angeschrieben (wegen der Informationspolitik der Carstens-Stiftung bei Familien mit Kinderwunsch, hier , und hier ), allerdings keine Antwort erhalten. Aber vielleicht ist dieses Thema ja für ihn interessanter.

    Frage: Wer ist bei den Piraten der geeignetste Ansprechpartner?

  14. Markus Steinkamp sagt:

    Wurde bereits einmal versucht, politisch aktive und renommierte Homöopathie-Kritiker auf den Fall anzusetzen, die vielleicht auch politisch auf dem kleinen Dienstweg etwas bewegen können? Ich denke hier an Karl Lauterbach (SPD) und/oder Jens Spahn (CDU), die vielleicht einen anderen Zugang zur Berliner Großen Koalition haben als ein externer Beschwerdeführer. Vielleicht kann man der Berliner PIRATEN-Fraktion auch eine mundgerechte Anfrage an den Senat vorschlagen, die dann zu einer offiziellen Stellungnahme auf höherer Ebene der Berliner Regierung führt.

  15. Kniffes sagt:

    Ich persönlich finde einen Studiengang Nahrungszubereitung eigentlich gar nicht so abwegig. Wäre ja eigentlich nur eine Mischung aus (Lebensmittel-) Verfahrenstechnik, Chemie, Biologie und noch ein paar anderen Sachen mit mehr Anwendungsorientierung.

  16. Pingback: Traunstein: „Arschtritt“ für die Homöopathie gefordert @ gwup | die skeptiker

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