Ein Beispiel für Pseudoforschung in der Homöopathie

Für gewöhnlich ist Forschung eine gute Sache, die recht vielen Menschen auf verschiedene Weise nützlich ist.

Grundsätzlich ist das Resultat guter Forschungsarbeit ein Erkenntnisgewinn auf einem Wissensgebiet. Im Bereich der pharmazeutischen und medizinischen Forschung ist dies ohne Zweifel eine Erweiterung des Wissens darüber, was unter welchen Bedingungen bei Mensch, Tier oder Pflanze bei bestimmten Leiden heilend wirkt – oder auch hilft, eine Erkrankung zu vermeiden.

Der Forscher, der eine solche Untersuchung durchgeführt hat und neue Erkenntnisse in einem Fachmagazin veröffentlichen konnte, kann eine Steigerung seiner Reputation verzeichnen, was ihm bei seiner Karriere in der Wissenschaft oder in der Wirtschaft sicher von Vorteil ist.

Das Unternehmen, das die Studie finanziert hat, kann sich mit Fug und Recht als Speerspitze in seinem Fachgebiet fühlen, schließlich hat man wesentliche Impulse dazu gegeben, dass es neue Erkenntnisse gibt, die den Kunden zu Gute kommen. Das kann man durchaus werbewirksam verwenden und auf eine verbesserte Akzeptanz am Markt hoffen.

Für Grundlagenuntersuchungen gelten diese drei Punkte uneingeschränkt, für Untersuchungen an einzelnen Medikamenten zum Nachweis der Wirksamkeit vielleicht mit mehr oder weniger großen Einschränkungen. Es gibt aber auch Forschungsberichte, die offenbar nur auf den dritten Punkt abzielen und danach streben, dies mit möglichst wenig Aufwand zu realisieren. Letztendlich gibt es ein wichtiges Kriterium, was ein in seinem Sachgebiet kompetentes Unternehmen ausmacht:

Ein kompetentes Unternehmen ist eines, das seine Kunden dafür halten!

Dies kann preiswerter und einfacher zu erreichen sein, als den langen und mühseligen Weg der echten Forschung zu gehen. Wenn man etwas veröffentlicht, was in den Augen derjenigen, die man beeindrucken will, so aussieht, als wäre es Forschung, dann kann das den einen oder anderen Kunden durchaus überzeugen.

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Wasserlinsen sollen Wirkung von homöopathischen Mitteln zeigen

Wenn Baumgartners Wasserlinsen-Experiment die hohen Wirksamkeit der Homöopathie belegen würde, sollte man erwarten, dass man Kontrollgruppe und Homöopathiegruppe deutlich voneinander unterscheiden kann. Sehen Sie selbst: Dieses Bild wurde nach den in der Studie gegebenen Daten nachgezeichnet. Welches – rechts oder links – ist die Homöopathiegruppe?

Spoiler: Wie Sie sehen, ist der Unetrschied so klein, dass man ihn auf den ersten Blick nicht erkennen kann. Die Homöopathiegruppe ist die rechts dargestellte Situation. Dies sind 180 Punkte, die in 100 Stunden aus den ursprünglichen 20 gewachsen sind, links sind es nur 176. Die „geheilten“ Pflanzen wachsen in 100 Stunden so weit, wie die „kranken“ in 101 Stunden.

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Beurteilungskriterien zur Aussagekraft von wissenschaftlichen Studien zur Homöopathie

(Überarbeitung am 14. 2. 2014) 

Vorbemerkung

Es liegen jetzt genügend Analysen wissenschaftlicher Arbeiten zur Wirkungsweise der Homöopathie vor – drei hier im Blog, eine ganze Reihe mehr in meinem Buch – dass es sinnvoll ist, über die Kriterien zu berichten, die ich dafür anwende. Es gibt jetzt genügend Material, meine Ansichten durch Beispiele zu veranschaulichen.

Einführung

Es gibt einige Studien, sogenannte Metastudien, die sich mit Untersuchungen zur Wirksamkeit homöopathischer Mittel beschäftigen. Auch dort wird anhand verschiedener Kriterien versucht, die Aussagekraft zu bewerten. [1], [2], [3] Dies ist dann die Grundlage, ob die Studienresultate in der Gesamtbewertung berücksichtigt werden oder nicht. Zumeist konzentrieren sich die Kriterien darauf ob

  • die Randomisierung angemessen ist
  • die Verblindung mit angemessenen Verfahren sichergestellt wurde
  • über die Ergebnisse vollständig und schlüssig berichtet wird 

Wie an anderer Stelle in diesem Blog ersichtlich, verfüge ich über keinen medizinischen Hintergrund, wohl aber über eine mehr als 25-jährige Erfahrung im Bereich Forschung und Entwicklung und Qualitätsmanagement im Ingenieurwesen, im Bereich Kompressoren und Vakuumpumpen sowie thermische Turbomaschinen. Dort sind Ergebnisse aus Labor- und Feldversuchen wesentliche Grundlagen dafür, ob mehr oder weniger große Geldströme in Bewegung gesetzt werden oder nicht. Kunden, Lieferanten, auch andere Abteilungen im Hause wollen ihren jeweiligen Standpunkt durch Versuchsergebnisse untermauern. Man selbst stellt eine Vielzahl von Versuchen an, um die Eigenschaften des Produkts zu optimieren oder die Ursachen für Fehlfunktionen zu ermitteln beziehungsweise die Wirksamkeit von Verbesserungen nachzuweisen. Dabei fällt man auch bisweilen sehr heftig auf die Nase, und muss feststellen, dass sich das Eine oder Andere trotz gegenteiliger Erkenntnis in der Realität nicht bewährt. Eine Argumentation, dass die Realität verkehrt sein muss, bringt meist auch nicht weiter. Alles dies führt zu einem Zuwachs an Erfahrung im Umgang mit Versuchsergebnissen. Richtige Entscheidungen trifft man mit viel Erfahrung. Erfahrungen sammelt man mit falschen Entscheidungen. Nach fast dreißig Berufsjahren hat man das alles zur Genüge erprobt und erlebt.

Quintessenz: Man hat sich in meiner Situation eine ganze Reihe von Kriterien mehr oder weniger leidvoll erarbeitet, wie man Versuchs- und Studienergebnisse hinsichtlich ihrer Aussagekraft bewertet. Kein eines davon wird in bisher vorliegenden Metastudien verwendet. Gegliedert nach der Wichtigkeit zur Beurteilung der Aussagekraft der Studien seien die in diesem Blog angewendeten Kriterien im Folgenden als zu beantwortende Fragen dargestellt. Dabei umfasst der Begriff ‚Messung‘ vereinfachend alle Maßnahmen, um einen bestimmten Zustand festzustellen, auch wenn dieser Vorgang im Einzelnen im medizinischen Sprachgebrauch anders genannt werden sollte.

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Homöopathie und ADHS – Studie von Lamont (1997)

Lamont veröffentlichte 1997 einen Bericht über seine Untersuchungen zur Wirkung homöopathischer Medikamente bei Kindern mit ADHS [1]. Er kommt dabei zu der Schlussfolgerung, dass seine Daten die Ansicht stützen, Homöopathie sei eine wirksame Therapie bei ADHS.

Der im Volltext im Internet verfügbare Bericht ist nicht so ganz einfach zu analysieren, denn er wartet mit vergleichsweise wenig informativen Gehalt auf und dieser ist dann auch jeweils über den ganzen Bericht verstreut. Aber, dass der Bericht reichlich unprofessionell wirkt, sagt noch nichts über die Qualität der Ergebnisse aus. Daher werden wir diese Studie eingehend betrachten.

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Interessenkonflikte in wissenschaftlichen Studien zur Homöopathie

In den nächsten Artikeln werden wir uns mit Studien von Autoren beschäftigen, bei denen ein sogenannter Interessenkonflikt vorliegt. Da dies öfter der Fall sein wird, sollen hier die Überlegungen dargestellt werden, wie wir damit umgehen wollen.

Zunächst: Was ist im Zusammenhang mit diesem Blog ein Interessenkonflikt?

Ein Interessenkonflikt liegt immer dann vor, wenn ein Autor einer Studie ein Interesse an einem bestimmten Ergebnis hat. Zumeist wird dies auf den rein wirtschaftlichen Aspekt bezogen, etwa dass der Autor einer Studie einen wirtschaftlichen Vorteil erreichen kann oder einen Nachteil vermeiden kann, wenn das Ergebnis der Studie in die eine oder andere Richtung ausfällt. Dabei kann es durchaus auch andere Aspekte geben, das wissenschaftliche Rennomee etwa.

Klassisch ist der Interessenkonflikt beispielsweise, wenn Ärzte an einem homöopathischen Krankenhaus, wie in der in Bristol durchgeführten Ergebnisstudie von Spence, in einer Studie über die Wirksamkeit der Homöopathie mitwirken. Würde man ein negatives Ergebnis veröffentlichen, dann könnte das Krankenhaus wohl dichtmachen und die Ärzte stünden auf der Straße. Ähnliches trifft natürlich auch für Forschungsinstitute zu, die im Auftrag von Unternehmen forschen. Es überrascht wohl niemanden wirklich, dass die von der Tabakindustrie in Auftrag gegebenen Untersuchungen zur Schädlichkeit des Rauchens zu durchweg positiveren Bewertungen kommen als andere. Käme das beauftragte Institut zu einem anderen Ergebnis, wäre wohl der Nachfolgeauftrag deutlich gefährdet.

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Studien, die keine Wirksamkeit der Homöopathie bei ADHS erkennen lassen.

Die Studie von Frei et. al. über die Wirkung einer homöopathischen Behandlung von Kindern kam aus Sicht der Autoren zu einem positiven Ergebnis. Dagegen gibt es auch Studien, die zu einem anderen Ergebnis kommen. Diese seien hier kurz zusammenfassend betrachtet. Da diesen Studien nicht das Potenzial innewohnt, die diesem Blog zugrundeliegenden Thesen zu widerlegen, wird auf eine tiefgehende Analyse verzichtet.

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Brief an Bayerischen Rundfunk wegen ADHS in ‚Medizin oder Mogelpackung‘

Bekanntlich wird die Sendung des Bayerischen Rundfunks zum Thema Homöopathie vom 22. 4. 2013 in vielen Beiträgen im Internet heftig attackiert. Innerhalb dieser Sendung nimmt jedoch der Beitrag über die Studie von H. Frei zur Anwendung der Homöopathie bei ADHS eine gewisse Sonderstellung ein:

  • Für die durchweg positive Darstellung der Wirkung der Homöopathie bei ADHS liefert die Studie keinen einzigen Anhaltspunkt
  • Dies ist für einen unvoreingenommenen Zuschauer nicht erkennbar
  • Der BR hat nicht die leisesten Vorbehalte zu dieser Untersuchung geäußert.

Da viele Eltern dem BR als öffentlich-rechtlichem Sender eine besondere Verpflichtung zur Objektivität unterstellen, kann dies zu falschen Entscheidungen bei der Wahl der geeigneten Therapieform führen. Ich habe daher den folgenden Brief an den Intendanten geschrieben, denn meiner Ansicht nach kann dieser Beitrag so nicht stehenbleiben.

Brieftext:  Weiterlesen

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Anwendung individueller homöopathischer Medikamente bei ADHS – Studie von H. Frei et al., Universität Bern (2005 / 2006)

Zusammenfassung:

Die Autoren haben in den Jahren 2002 bis 2005 an der Universität Bern / Schweiz eine Untersuchung durchgeführt mit dem Ziel, die Wirkung homöopathischer Medikamente bei ADHS (Aufmersamkeits-Defizit / Hyperaktivitäts-Störung) nachzuweisen. Dazu wurden 62 Kinder im Alter zwischen 6 und 16 Jahren in zwei Gruppen mit einem individuell verordneten homöopathischen Medikament beziehungsweise mit einem Placebo behandelt. Nach Ansicht der Forscher haben sie im Ergebnis nachweisen können, dass die Homöopathie eine wissenschaftliche Methode sei, ADHS bei Kindern zu behandeln. Diese Auffassung ist nach meiner Ansicht nicht gerechtfertigt. Gründe:

  • Die ohne Zweifel vorhandenen Verbesserungen während der unverblindeten Einnahme des homöopathischen Mittels können auch auf eine ganze Reihe anderer positiv wirkender Effekte zurückgeführt werden.
  • Von den vier Verläufen unter der veblindeten Einnahme von Verum oder Placebo während der Crossover-Phase entspricht nur einer der Annahme, dass Verum ein wirksames Medikament sei, die anderen drei Verläufe stehen hingegen im Widerspruch hierzu.
  • Die Aussagen in der Fernsehsendung des Bayerischen Rundfunks zu dieser Untersuchung erscheinen gewollt positiv verfälschend.

Wenn man in der Studie schon einen Nachweis sehen will, dann eher dafür, dass homöopathische Medikamente bei Befürwortern der Homöopathie eine Wirkung ausüben, sofern diese sicher sind, das ihnen verordnete Medikament zu erhalten. Bestehen Zweifel hinsichtlich der Zusammensetzung des Medikaments, dann ist keine eindeutige Wirkung mehr feststellbar. Man kann das Studienergebnis folglich eher gegen als für die Homöopathie verwenden.

Ergänzung vom 2.12.2013:
An diese Studie schloss sich eine Langzeitstudie an, die in diesem Beitrag betrachtet wird.

Edit 18.12.2014
– Irrtum meinerseits korrigiert: Kein Wechsel der Vergleichsbasis in den Daten
– Betrachtung zur Signifikanz und Relevanz des Ergebnisses eingefügt

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