(Überarbeitet 14.2.2014)
Die Behandlung von akuten Durchfallerkrankungen bei Kindern gehört offensichtlich zum festen Repertoire homöopathisch arbeitender Heilpraktiker und Ärzte. Kaum eine Praxis-Webseite, die nicht auf die guten Behandlungsmöglichkeiten hinweist, auch kaum ein Forum oder Blog für ratsuchende Eltern im Internet, auf dem die homöopathische Behandlung nicht ihre Befürworter findet.
Die einschlägigen wissenschaftlich orientierten Webseiten zur Homöopathie [1], [2], listen zum Thema Durchfallerkrankungen bei Kindern (Stand 2011) insgesamt 4 klinische Studien auf, die alle vom gleichen Hauptautor, J. Jacobs, stammen [3, 4, 5, 6]. Da sie auch ziemlich gleich angelegt sind, können sie hier gemeinsam in einem Beitrag betrachtet werden. Hinzu kommt eine Übersichtsstudie, in der Jakobs die Arbeiten [3, 4, 5] zusammenfassend betrachtet [11]
Studiendesign
Jacobs beschreibt die erste Studie in Nicaragua [3] als eine Vorabstudie, die zwar keine signifikanten Daten lieferte, jedoch dazu diente, das Vorgehen zu testen. Da die Darstellung des Ablaufs und der Ergebnisse in den folgenden Studien wesentlich aussagekräftiger sind, kann auf eine detaillierte Analyse dieser Studie verzichtet werden. Die folgenden Ausführungen beziehen sich also auf die zweite Veröffentlichung zu Untersuchungen, die in Nicaragua ausgeführt wurden [4].
Die zweite Nicaragua-Studie [4] ist übrigens auch in die Metaanalyse von Linde (1997) [7] eingeflossen und als sehr hochwertig bewertet worden. In die Metaanalyse von Shang (2005) [8] wurde diese Studie zwar ebenfalls aufgenommen, wurde aber anscheinend wegen der relativ geringen Teilnehmerzahl nicht in die Bewertung zur Homöopathie einbezogen. Shangs Metaanalyse werden wir hier zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls näher untersuchen, für Lindes Arbeit siehe mein Buch.
Aus der Einführung in [4] geht hervor, dass die Forscher ein geeignetes Studienobjekt suchten, um die Wirksamkeit homöopathischer Medikamente zumindest beispielhaft nachzuweisen. Dass die Autoren die kindliche Durchfallerkrankung als Untersuchungsgegenstand ausgewählt haben, wird damit begründet, dass dieser Befund ideale Voraussetzungen für eine solche Studie biete. Erstens ermöglicht die kurze Zeitdauer der Erkrankung eine intensive Beobachtung, zweitens gibt es keinen Konflikt mit einer konventionellen Standardbehandlung, die während des Versuchs eingestellt werden müsste, und drittens ist diese Krankheit wichtig für die Gesundheit in dem betrachteten Land. Wie wir sehen, liegt das Hauptaugenmerk der Autoren darin, einen Beweis für die Wirksamkeit der Homöopathie zu finden. Dass dies anhand der kindlichen Durchfallerkrankungen passiert, ist mehr oder weniger Zufall. Warum dann die Forscher aus Seattle in den USA in entlegene Winkel der Erde ausrückten, ist nicht erklärt. Dies wäre verständlich, wenn man sich zur Aufgabe gemacht hätte, eine kostengünstige Therapie für ein Gesundheitsproblem in ärmeren Ländern mit unzureichender medizinischer Infrastruktur zu finden – aber dies ist nicht das Hauptziel. Hat man in Seattle keine Kinder mit Durchfall gefunden?
Weiterlesen →