Elke vom Ratgebernewsblog (Link auf einen in diesem Zusammenhang sehr aufschlussreichen Artikel) hat mich dankenswerterweise auf den medizinischen Fakultätentag aufmerksam gemacht, der sich im März 2013 mit dem Zulassungsantrag der Hamburger Fachhochschule für Gesundheit und Medizin auseinandergesetzt hat (Link). Obwohl dort die konventionelle Medizin gelehrt werden soll, hat man an den Rahmenbedingungen deutliche Kritik geübt, die durchaus Ähnlichkeiten mit den Gegebenheiten der Homöoakademie in Traunstein aufweisen – von dort aber locker unterboten werden. Ich habe mich daher an den Präsidenten gewandt und ihn um Unterstützung gebeten, die private Hochschule in Traunstein zu verhindern. Dies ist also der Text des Briefes, mit dem ich den Medizinischen Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland e.V. um Unterstützung für unser Anliegen bitte.
————————————————————————————
Herrn Prof Dr. Heyo K. Kroemer
Präsident des Medizinischen Fakultätentages der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Alt Moabit 96
10559 Berlin
per email: berlin@mft-online.de
Homöo-Akademie Traunstein – Ausbildung zum ‚Bachelor of science‘ in Homöopathie
Sehr geehrter Herr Professor Kroemer,
es ist Ihnen vielleicht bereits bekannt, dass es eine sich EUH (European Union of Homeopaths) nennende Organisation gibt, die gemeinsam mit der Steinbeis-Hochschule Berlin plant, in Traunstein eine Bildungseinrichtung für Homöopathie zu errichten. Dort soll nach einem dreijährigen Studium ein Abschluss als ‚Bachelor of Science in Complementary Medicine‘ möglich sein, wobei noch ein darauf aufbauender Studiengang zum Master in Planung ist. Details können der Webseite der Homöo-Akademie entnommen werden (www.homoeo-akademie.de). Als Ziel wird postuliert, dass es den studierten Homöopathen ermöglicht werden soll, eigene Praxen zu führen und mit studierten Medizinern gleichberechtigt zusammenzuarbeiten
Ich selbst bin einer von mehreren Kritikern der Homöopathie, die sich im Internet gegen dieses Ansinnen wenden und bereits mehrfach die zuständigen Kultusverwaltungen, die Presse und die Steinbeishochschule als Träger angeschrieben haben. Ziel ist, zu verhindern, dass es dereinst einen Hochschulabschluss als Homöopath geben wird. Unser Problem ist, dass wir als eine unorganisierte Gruppe von Einzelpersonen keine anerkannte Position im Hochschul- und Wissenschaftsbereich innehaben und unseren Stimmen daher leider nur wenig Gewicht beizumessen ist. (Auch mit diesem Schreiben handele ich als Einzelperson und nicht als autorisierter Vertreter irgendeiner Organisation.)
Aus diesem Grunde wende ich mich heute mit der Frage an Sie, ob der Medizinische Fakultätentag sich ebenfalls diesen Themas annehmen würde und mit sicher höherer Durchschlagskraft bei den beteiligten Gremien und Kultusverwaltungen für eine Verhinderung des Projektes ‚Ausbildung zum Homöopathen auf Hochschulniveau‘ eintreten könnte.
Die Gründe, warum diese neue private Hochschule abzulehnen ist, liegen zum Einen in dem fehlenden Nachweis der Wirksamkeit homöopathischer Medikamente, sowie der wissenschaftlichen Fragwürdigkeit der ganzen Lehre überhaupt, die noch nicht einmal über treffsichere Methoden verfügt, den eigenen Kenntnisstand zu überprüfen. Zum Anderen ist zu sehen, dass die Homöopathie auf dem Wege einer staatlichen Anerkennung eines akademischen Bildungsganges endgültig den Ritterschlag als anerkannte Wissenschaft erhielte. Dies würde der weiteren Verbreitung dieser Lehre einen erheblichen zusätzlichen Antrieb verleihen.
Neben den mangelnden wissenschaftlichen Grundlagen der Homöopathie als Therapieform selbst bezieht sich die Kritik an der geplanten Homöo-Akademie in Traunstein auf die kaum einer Hochschule entsprechende Organisation, den ausschließlich auf repetierendes Lernen ausgelegten Studiengang und die mangelnde Qualifikation des Lehrkörpers. Ihre am 19.3.2013 veröffentlichte Kritik an der Hamburger Fachhochschule für Gesundheit und Medizin trifft in vollem Umfang auch auf Traunstein zu. Was sich dort abzeichnet, unterbietet das Niveau der Hamburger Fachhochschule allerdings erheblich:
-
Der Lehrkörper besteht zu einem recht großen Anteil aus Heilpraktikern ohne einen Hochschulabschluss. Insbesondere die Akademieleitung und drei der vier sogenannten Fachbereichsleiter, also die herausragenden Personen des Lehrkörpers, sind weitestgehend frei von irgendeiner universitären Erfahrung, von Promotion oder gar Habilitation ganz zu schweigen.
-
Die praktische Ausbildung soll in Heilpraktikerpraxen und Lehrkrankenhäusern zur Schwesternausbildung stattfinden.
-
Im Fach ‚Medizinische Propädeutik‘, das mit etwa 1000 Stunden in drei Jahren gelehrt werden soll, finden sich tatsächlich einige promovierte Mediziner. Ziel dieses Faches ist es aber erklärtermaßen nur, auf die beim Gesundheitsamt fällig werdende Prüfung vorzubereiten. Dass diese zu vermittelnden Kenntnisse zum Wohle von Kranken anzuwenden seien, diese Idee sucht man auf der Webseite vergeblich.
-
Zu irgendeiner Art von Forschung fehlen jedwede Einrichtungen, und es gibt dafür auch kein qualifiziertes Personal, noch nicht einmal eine entsprechende Fachbibliothek scheint verfügbar.
-
Die beiden restlichen Fächer, ‚Homöopathische Grundlagen‘ und ‚Materia Medica‘ sind rein auf das Repetieren auswendig zu lernender Fakten und Verfahren ausgerichtet, wie es die Homöopathie seit Hahnemann fordert (‚ Macht es nach, aber macht es genau nach‘).
Kurzum, die Ausbildung entspricht höchstens dem, was eine Heilpraktikerschule zu bieten hat – wenn überhaupt, denn die Grundlagen der Medizin werden nur so weit gelehrt, dass man eben die vor Aufnahme der Tätigkeit als Therapeut laut Heilpraktikergesetz fällige Überprüfung beim Gesundheitsamt übersteht. Nach Lage der Dinge wären die Absolventen trotz ihres akademischen Grades für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung eher abträglich als nützlich.
Wenn diese Ausbildung tatsächlich zu einem akademischen Grad als Bachelor oder gar Master führen würde, wäre das nicht nur eine erhebliche Herabwürdigung der Absolventen, die in anderen Fachbereichen mit realen Studienleistungen einen entsprechenden Grad erworben haben. Der Forschungs- und Wissenschaftsstandort Deutschland würde sich im Bereich Medizin obendrein der Lächerlichkeit preisgeben.
Nach meinem Kenntnisstand befindet sich die ‚Hochschule‘ in Traunstein derzeit in der Akkreditierungsphase. Man könnte sich zurücklehnen und darauf vertrauen, dass die Homöo-Akademie dies niemals überstehen wird – allein, eine gewisse Wachsamkeit scheint geboten. Schließlich betreibt die Steinbeis-Hochschule in Kooperation mit anderen Einrichtungen bereits heute Ausbildungsstätten, die berufsbegleitend zu einem solchen Bachelor of Science führen – Einrichtungen, für die man allerdings eine Akkreditierung in den einschlägigen Datenbanken vergeblich sucht. Die Lokalpolitik sowie die lokale Presse unterstützen und fördern das Projekt nach Kräften, da man sich eine Aufwertung von dem neuen Status als Hochschulstandort erhofft.
Es erscheint mir von daher geboten, jetzt, im Vorfeld, auf die zuständigen Kultusbehörden einzuwirken, vielleicht auch die Unterstützung anderer Gremien in dieser Sache zu gewinnen, bevor irgendwelche eventuell nur noch schwierig zu korrigierende Tatsachen geschaffen worden sind.
Ich bitte Sie hierin um Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr.-Ing. Norbert Aust
Autor von: In Sachen Homöopathie – eine Beweisaufnahme‘
Blog: http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de
Anmerkung: Ich werde diesen Brieftext zur Information über laufende Aktivitäten auf meinem Blog veröffentlichen, nicht zuletzt auch, um die Aufmerksamkeit potenzieller Studenten auf die Problematik zu lenken. Natürlich werden Ihre Wünsche berücksichtigt, wie dahingehend mit Ihrer Antwort zu verfahren ist.
Wozu die Diagnose? Im Organon ist davon auch nicht die Rede. Streng nach Organon suche ich eine Arznei, die beim Gesunden halbseitige Lähmung erzeugt. Die gebe ich dann dem Erkrankten. Es wird doch nur nach Symptomen behandelt!
Die Ausführungen scheinen wie ein Witz zu klingen, sind aber leider bei einigen Heilpraktikern üblich. Von den Ärzten darf ich an dieser Stelle nicht reden…
Zuerst sollte eine solide wissenschaftlich vertretbare Diagnose stehen.
Dann kommt die Aufklärung des Patienten über die gegenwärtig verfügbaren Behandlungsmethoden und die Wahrscheinlichkeit diese Erkrankung zu bessern oder zu heilen.
Dann erst sollte eine Behandlung unter Zustimmung des Patienten erfolgen.
Die mir oft berichtete Realität sieht leider völlig anders aus.
Besonders zu hinterfragen sind die Zustände in der Psychiatrie. Da kann der Patient nicht frei bestimmen, wie er „behandelt“ werden will.
Wie Hahnemann das gehandhabt hat, habe ich angedeutet:
http://www.quantenhomöopathie.de/?p=808
„…Heilpraktiker sind nicht in der Lage ernsthafte Erkrankungen von Bagatellerkrankungen zu unterscheiden…“
Aber wozu ist das in der Homöopathie wichtig, die Erkrankung zu erkennen? Man macht die Anamese, findet die passende Arznei zu den Symptomen und die Sache ist erledigt. Wenn es dann schlimmer wird, dann ist das gut, weil die Arznei also wirkt. Das heißt, wenn meine Probleme der halbseitigen Lähmung sich verschlimmern, dann ist das kein fortschreitender Schlaganfall, sondern die Heilungsreaktion des Körpers.
😉 Der Sekt nach dem Radiointerview ging an uns doch nicht so spurlos vorbei. Immerhin habe ich das jetzt, nach dem dritten Hinweis auch gesehen.
Da fehlt wohl ein „nicht“ in dem Satz…
=)
Da fehlt das – nicht – , deswegen 😉
Das ist schon vernünftig.
… jedenfalls nicht mehr als nötig.
Medizin ist das Fachgebiet in dem streng reglementiert wird, bevor sich jemand Arzt nennen darf. Beim Heilpraktiker ändert sich an der Eigenschaft „medizinischer Laie“ trotz einer dreijährigen Schmalspurausbildung nichts. Ein Heilpraktiker ist auf Grund seiner Ausbildung nicht in der Lage den Anforderungen gerecht zu werden, die an einen Arzt gestellt werden müssen. Das ist auf meinem Blog beispielhaft an zwei Fällen heraus gearbeitet worden.
http://www.quantenhomöopathie.de/?p=919
Heilpraktiker sind nicht in der Lage ernsthafte Erkrankungen von Bagatellerkrankungen zu unterscheiden, wie an dem Beispiel aufgezeigt wurde, wo ein Heilpraktiker die Lebensgefahr für seine eigene Tochter nicht erkannt hat und sie deshalb sterben musste. Vom Strafgericht wurde ihm jedoch die volle strafrechtliche Verantwortung zugesprochen. Das Gericht hat nicht berücksichtigt, dass er medizinischer Laie trotz Heilpraktikerzulassung war. Ärzte sollten durch Ihre mehr als 10 Jährige Ausbildungsdauer ausreichende Kenntnisse haben.
Ich bin generell gegen eine Aufwertung der Heilpraktikerausbildung. Jeder der jung genug ist, sollte Medizin studieren und sich dabei bereits für den Weg der Alternativmedizin entscheiden können.
Das setzt eine Revision des gegenwärtigen Medizinstudiums in zwei Zweige voraus, nicht jedoch eine Aufwertung einer Laienheilpraktikerausbildung.
Der Facharzt für Alternativmedizin, ist das was ich befürworte. Dazu zählt neben Homöopathie, auch Akupunktur, Neuraltherapie, physikalische Therapie und Naturheilverfahren.
Die gegenwärtige Abstimmung der Patienten mit den Füßen zwischen Schul- und Alternativmedizin ist zwar in keiner Weise für Alternativmedizin entschieden. Eine steigende Tendenz in Richtung Alternativmedizin ist jedoch nicht zu übersehen.
Der Wunsch sowohl Schul-, als auch Alternativmedizin ist ausreichend vorhanden.
Letztlich gibt es die zulassungsfreie Tätigkeit der Geistheiler. Sie müssen die Patienten darauf hinweisen, dass sie keine Berechtigung haben Krankheiten zu erkennen und zu heilen. Das ist eine Lösung, die für Heilpraktiker auch möglich wäre.
Dann wären Missverständnisse ausgeschlossen, die gerade von Heilpraktikern mitunter vorsätzlich hervorgerufen werden, indem einige so tun, als ob sie Medizin erfolgreich studiert hätten.
Wirklich?
Professor Pfeilschifter ist als Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Frankfurt ein Mitglied des Fakultätentages (http://www.mft-online.de/ueber-uns/mitglieder#Frankfurt). Ich denke ich lasse das erst mal außen vor. Ich möchte den Leuten, die uns nützlich sein könnten, durch ein Zuviel auf den Geist gehen. Wenn ich allerdings in zwei bis drei Wochen vom Fakultätentag keine Antwort bekommen habe, dann sieht das anders aus.
…. natürlich will ich den Leuten NICHT auf den Geist gehen …. 😉
Prof. Josef Pfeilschifter, Dekan der Uni Frankfurt am Main hatte sich Anfang 2012 in einem 3sat Beitrag sehr direkt gegen Pseudowissenschaft an Universitäten geäußert:
“Esoterik sickert in unsere Hochschulwelt und wir müssen vehement laut Einhalt gebieten. Wir müssen auch bereit sein, Humbug als Humbug zu bezeichnen”
http://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2014/01/22/pseudowissenschaft-an-deutschen-universitaten-ein-doktor-in-elfenkunde/
Ob er wohl von Traunstein weiß? Man könnte ihn ebenfalls anschreiben.
Ziel der Traunsteiner Hochschule soll es bekanntlich auch sein, dass die Trennung von Arzt und homöopathischem Heilpraktiker überwunden wird und eine Zusammenarbeit zwischen beiden erfolgt, wie Sie, Herr Dr Aust, ausgeführt haben.
Eine derartige Zusammenarbeit beim Behandeln von Patienten verstößt eindeutig gegen das gültige ärztliche Standesrecht!
So etwas darf der Medizinische Fakultätentag m.E.keinesfalls genehmigen!
Ich werde Professor Kroemer speziell wegen dieses Punktes in den nächsten Tagen anschreiben
MfG
Michael Bauer
Ich wünsche viel Erfolg und hoffe, dass sich Herr Prof Dr. Heyo K. Kroemer an seine wissenschaftliche Ausbildung erinnert und der Pseudowissenschaft Einhalt gebietet.
Pingback: Wissenschaftler und Esoterik: Bloß keine Stellung beziehen! @ gwup | die skeptiker
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.