Eigentlich sollte man ja davon ausgehen können, dass da, wo ‚Hochschule‘ draufsteht, auch Hochschule drin ist. Aber bei den homöopathischen Hochpotenzen ist das ja anders. Spätestens ab D25 / C13 ist das, was auf dem Etikett draufsteht, mit Sicherheit nicht drin. Warum sollte das bei einer Hochschule für Homöopathie anders sein? Aber ob dies mit einer erhöhten Wirksamkeit einhergeht, darf auch hier bezweifelt werden. Schließlich fehlt ja doch das Verschütteln.
Man kann allenthalben lesen, (beispielsweise hier (Edit 18.02.2017: Link zwischenzeitlich erloschen) und hier), dass man in Traunstein ab März 2014 Homöopathie auf ‚Hochschulniveau‘ oder gar ‚wissenschaftlichem Niveau‘ studieren kann. Alle sind begeistert, die örtliche Politik, die Homöopathen, die örtliche Wirtschaft, wahrscheinlich insbesondere die Gastronomie – aber kann das Versprechen auch gehalten werden?
Was ist ‚Hochschulniveau‘ oder ‚wissenschaftliches Niveau‘?
Zunächst sind das inhaltsleere Worthülsen, die wir erst einmal mit Bedeutung füllen müssen. In der Wikipedia (Link) findet man zum Begriff ‚Hochschule‘ die folgende Definition:
Hochschule (Abkürzung HS) ist ein Oberbegriff für verschiedene wissenschaftliche, wissenschaftlich-anwendungsorientierte, künstlerisch-wissenschaftliche oder künstlerische Einrichtungen des tertiären Bildungsbereichs zur beruflichen Ausbildung, Pflege der Wissenschaft und Künste durch Forschung und Lehre.
Unter Wissenschaft finden wir ebenfalls in der Wikipedia (Link):
Wissenschaft ist die Erweiterung des Wissens durch Forschung, seine Wiedergabe durch die Lehre, (…) sowie die Gesamtheit des so erworbenen Wissens. Forschung ist die methodische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie ihre systematische Dokumentation und Veröffentlichung in Form von wissenschaftlichen Arbeiten. Lehre ist die Weitergabe der Grundlagen des wissenschaftlichen Forschens und die Vermittlung eines Überblicks über das Wissen eines Forschungsfeldes.
Man darf also mit Fug und Recht erwarten, dass man in einer Ausbildung auf Hochschulniveau oder auf wissenschaftlichem Niveau eben nicht nur Wissen vermittelt bekommt, sondern die Vorgehensweisen und Methodik kennenlernt, mit denen Wissen erarbeitet wird. Üblicherweise vertieft man das, indem in Studien- und Diplomarbeiten bei Forschungsprojekten mitgearbeitet wird und kleinere Themen selbständig bearbeitet werden.
Die Trägergesellschaft
Die European Union of Homeopathy (EUH) fungiert offenbar als Träger der Akademie in Traunstein. Die Webseite (www.euh.eu) ist recht aufschlussreich. Zu den Zielsetzungen erfährt man gleich auf einer der ersten Seiten:
Sie setzt sich zum Ziel, der Homöopathie zu dem Platz im Europäischen Gesundheitswesen zu verhelfen, der ihr gebührt. Dies erfordert die Schaffung eines neuen Heilberufs, der allein der Homöopathie verpflichtet ist.
Dann gibt es noch einen Menüpunkt ‚Ziele‘, unter dem man folgendes erfährt:
Ist-Zustand:
Die Bedeutung der homöopathischen Therapie ist in der Öffentlichkeit nicht ausreichend bekannt Es fehlt ein eigener Ausbildungsgang, der den Möglichkeiten der Homöopathie gerecht wird Ärzte und Heilpraktiker üben die Homöopathie aus… Ärzte: ungeeignete Ausbildung, Heilpraktiker: eingeschränkte BerufsausübungZiele:
Die Bevölkerung erkennt die Bedeutung der Homöopathie und verlangt qualifizierte homöopathische Therapie Homöopathe EHD – European Homeopathic DegreePolitische Anerkennung: Approbation als Homöopath EHD in der EU
Das, was wir in Traunstein jetzt sehen, ist also nur der Anfang. Wenn man sich dazu noch vorstellt, wie die politischen Parteien zur Homöopathie stehen (Link), dann erscheint es gar nicht so unwahrscheinlich, dass diese Vereinigung ihre Ziele auch erreicht. Irgendwie wirken unsere Aktivitäten, die Menschen über das Wesen der Homöopathie zu informieren, dagegen eher kläglich und kümmerlich. Es scheint, als müssten sich die Homöopathie-Gegner ebenfalls organisieren, um überhaupt einen nennenswerten Einfluss ausüben zu können. Der Zeitpunkt ist jetzt, wenn es nicht schon zu spät ist. Wenn die Bevölkerung erst einmal ’nach qualifizierter homöopathischer Therapie verlangt‘, dann ist es zu spät.
Einen wichtigen Schritt ist man schon vorangekommen, indem man mit viel Pressegetöse diese ‚Homöo-Akademie‘ ins Leben gerufen hat.
Der akademische Grad
Auf der Internetseite der ‚Homöo-Akademie des Steinbeis-Transfer-Institut EUH‘ (6.4.2015: Link zwischenzeitlich erloschen) erhält man eingehende Informationen zu diesem Ausbildungsgang.
Anmerkung: Was kann man eigentlich von einer angeblich akademischen Einrichtung erwarten, die ihren eigenen Namen nicht richtig schreiben kann? Nach der einschlägigen Grammatik müsste der Genitiv mit einem angehängten ’s‘ gebildet werden, also ‚des Steinbeis-Transfer-Instituts‚.
Gleich auf der ersten Seite erfährt man, wie der zu erwerbende Titel lautet:
‚Bachelor of Science in Complementary Medicine and Management, Vertiefungsrichtung Homöopathie EUH‘
Akademische Grade und Berufsbezeichnungen verlieren mit steigender Länge normalerweise an Wert, insbesondere dann, wenn der dafür vorgesehene Platz auf einer Visitenkarte nicht mehr ausreicht.
Der ‚Bachelor of Science‘ ist entweder ein akademischer Grad einer Hochschule oder eine staatliche Abschlussbezeichnung einer (staatlichen) Berufsakademie. Da Bayern keine Berufsakademien unterhält, kann es sich in Traunstein nur um einen akademischen Grad handeln. Der ist aber an Vorgaben gebunden, wie den ‚Ländergemeinsamen Strukturvorgaben für die Akkreditierung von Bachelor- und Masterstudiengängen‘ der Kultusministerkonferenz‘ (Link) zu entnehmen ist
Darin heißt es:
Bachelor und Master-Studiengänge sind zu akkreditieren.
Eine Akkreditierung ist allgemein eine Überprüfung, ob die Inhalte auch den Vorgaben entsprechen, also im Falle einer Hochschule, ob die Vorgaben der für die Bildung zuständigen Behörden auch eingehalten worden sind. Details zum Akkreditierungsverfahren einer Hochschule findet man hier.
Schlussendlich: Es darf nicht einfach jeder einen Studiengang anbieten und den Abschluss mit einem ‚Bachelor of Science in folding of paper flyers from original DIN A4 formats‘ krönen. Erst wenn die Hochschule auf dem Wege der Akkreditierung eine staatliche Anerkennung gefunden hat, ist es zulässig, einen Bachelor-Grad zu verleihen. Generell gelten folgende Anforderungen:
3.1. In Bachelorstudiengängen werden wissenschaftliche Grundlagen, Methodenkompetenz und berufsfeldbezogene Qualifikationen entsprechend dem Profil der Hochschule und des Studiengangs vermittelt. Damit wird insgesamt eine breite wissenschaftliche Qualifizierung in Bachelorstudiengängen sichergestellt.
Auf der Webseite der Homöoakademie findet man keine Angaben zu einer staatlichen Anerkennung oder Akkreditierung des Ausbildungsgangs.
Unter A6, Bezeichnung der Abschlüsse, findet man noch die Angabe, dass fachliche Zusätze zu den Abschlussbezeichnungen ausgeschlossen sind. Der Bachelor of Science (BSc) hat alleine zu stehen. Details ergeben sich aus den Urkunden, mit denen die Verleihung bescheinigt wird.
Was bedeutet das alles jetzt für die Homöo-Akademie? Nach Lage der Dinge ist nicht nachprüfbar, ob die Akademie überhaupt berechtigt ist, einen Bachelor of Science zu vergeben. Sollte das tatsächlich doch der Fall sein, dann darf der Titel aber nicht so lauten, wie er in den Informationen angegeben ist. Das Risiko trägt zunächst der Teilnehmer, der die (siehe unten) recht teure Ausbildung durchläuft, darauf hoffend, dass er einen prestigeträchtigen Titel erhält, der sich auch in bare Münze umsetzen lässt. Welche Handhabe er dann hat, wenn er diesen wunderbaren Titel zwar verliehen bekommen hat, ihn aber nicht führen darf, bliebe abzuwarten.
Das Studium
Unter dem Menüpunkt Studium/Lehrphilosophie findet man einige Angaben zum Ziel des Studiums:
Auf den eigenständigen Beruf des Homöopathen vorbereiten:
sehr gute Kenntnisse in praktischer Medizin Ausbildung mit Klinikanbindung sehr umfangreiche Materia-Medica-Ausbildung tiefes Verständnis der Gesetzmäßigkeiten einer homöopathischen Behandlung professionelle und fundierte Vorbereitung auf das Praktizieren als Homöopath fachliche Betreuung während der gesamten StudienzeitNachvollziehbarkeit aller präsentierten Inhalte.
Dies ist der vollständige Wortlaut. Wenn man dem nichts zum Thema Wissenschaft oder Forschung entnehmen kann, dann liegt das nicht daran, dass ich das weggelassen hätte. Sinngemäß wird das Ganze unter dem Menüpunkt ‚Studium‘ wiederholt, wo man über die ‚Besonderheiten des Studiums‘ informiert wird:
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Abschluss als Bachelor of Science in Complementary Medicine and Management, Vertiefungsrichtung Homöopathie (hier offenbar ohne EUH)
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fundierte Kenntnisse in der Schulmedizin
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Sofortiger Praxisbezug, um die Umsetzung der Theorie zu verdeutlichen
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Forschungsanteile erweitern das erlernte Wissen
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Krankenpflegepraktika in der Klinik
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Der Umfang des Materia-Medica-Studiums ist ein Sonderstellungsmerkmal der HOMÖO-AKADEMIE
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die Art der Vermittlung ist stets praxisorientiert und nachvollziehbar
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Es bedarf Jahre intensiven Studiums und praktischer Erfahrung, um das Potenzial der Homöopathie wirklich ausschöpfen zu können. Dieser Studiengang wird die Absolventen für eine bestmögliche Ausübung der Homöopathie vorbereiten
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Dieser Studiengang vermittelt die Leidenschaft für die homöopathische Arbeit und führt zum Beruf des Homöopathen.
Irgendwie sollte man von einer Einrichtung, die beansprucht, auf akademischem Niveau zu lehren, erwarten, dass man dort die Gedanken ordnen kann, beispielsweise Ziele und Methoden unterscheiden kann, irgendwie in einer sinnvoll erscheinenden Folge darstellt und nicht dauernd durcheinanderwirft.
Der Stellenwert der Forschung in dieser Einrichtung ist durchaus erstaunlich. Die Forschung ist hier offenbar nur Mittel zum Zweck der Wissensvermittlung. Aber immerhin kommt das Wort wenigstens einmal vor.
Die Studieninhalte werden unter dem Menüpunkt ‚Studium/Bachelorstudiengang‘ erläutert. Im Wesentlichen gibt es drei Fächer, nämlich:
-
‚Medizinische Propädeutik‘
Dies sind die Grundlagen der Medizin.
‚Schwerpunkt der medizinischen Propädeutik im Bachelorstudium bildet die Vorbereitung auf die Amtsarztprüfung des zuständigen Gesundheitsamtes, die bei Bestehen der schriftlichen und der mündlichen Prüfung zur Erlaubnis führt, die Heilkunde ohne Bestallung auszuführen.‘
Ein wenig verwunderlich ist aber die Zusammensetzung:
‚Der erste Teil besteht aus den medizinischen Grundlagenfächern des Bachelor-Studiengangs, der zweite Teil aus den medizinischen Vertiefungsfächern des Master-Studiengangs und der dritte Teil aus Praktika in ….‘.
Merkwürdig! Woran erkennt man, welche Fächer zu welchem Studiengang gehören? Daran, in welchem Studiengang sie abgehalten werden, offenbar nicht. -
‚Homöopathische Grundlagen‘
Dieses Fach wird innerhalb des Studiums in genau 1044 Stunden behandelt.
‚Die Studenten erlangen die Fähigkeit, die Homöopathie als eine präzise Wissenschaft anzuwenden, mit dem Ziel, kranke Menschen in ihrer Ganzheit zu heilen.‘
Ich wusste gar nicht, dass man Wissenschaft anwenden kann. Kenntnisse oder Methoden kann man anwenden, aber Wissenschaft? Letztendlich sollen die Studenten hier erlernen, wie man als Homöopath behandelt, also Anamnese, Auswahl des Mittels, etc. - ‚Materia Medica‘
Für dieses Fach stehen genau 896 Stunden zur Verfügung. Hier geht es darum, die Medikamente kennenzulernen, das heißt sich mit den Arzneimittelbildern vertraut zu machen. Es werden 196 in einem Anhang namentlich benannte Medikamente ‚unterrichtet‚, die am häufigsten gebrauchten sogar von drei verschiedenen Dozenten. Hinzu kommen weitere 440 ebenfalls namentlich benannte Medikamente, die nur ‚teilweise unterrichtet‚ werden. Das sind noch nicht einmal 1,5 Stunden pro Medikament. Man kann sich den Tiefgang, den dieser Ausbildungsinhalt annehmen wird, plastisch vorstellen. Oder ist dies der Stoff inclusive des Master-Studiengangs, in dem das Thema in weiteren 597 Stunden behandelt wird? Dann sind es immerhin über zwei Stunden pro Medikament.
Das sind die wesentlichen Inhalte zum Studium selbst. Offenbar muss man am Ende keine Prüfung ablegen, was sonst an Universitäten und Hochschulen üblich ist. In den Unterlagen wird nichts Entsprechendes erwähnt. Es wird zwar auf die Prüfung beim Gesundheitsamt vorbereitet, aber zum Thema Homöopathie erhalten die Studenten offenbar ihren ‚akademischen Grad‘ ohne irgendeinen Leistungsnachweis. Bachelor of Zeitabsitzen und Gebührenbezahlen?
Wenn es schon keine Prüfung gibt, dann gibt es konsequenterweise auch keine eigenständigen Arbeiten, die an einer wissenschaftlichen Hochschule zum Standard gehören. Studien- und Diplomarbeiten gehören zu den wesentlichen Nachweisen zur Befähigung für wissenschaftliches Arbeiten. Das ist das Mindeste, das man von einer Akademie, die auf Hochschulniveau lehren will, erwartet. Entsprechend ist auch unter dem Menüpunkt ‚Forschung‘ nichts zu finden. Man will dies erst später ergänzen, heißt es da.
Wissenschaft oder Hochschulniveau ist in diesem Studium, zumindest so wie es dargestellt wird, nicht enthalten.
Die Dozenten
Es werden nicht weniger als neun Dozenten benannt, darunter eine ‚Akademische Leiterin des Bachelorstudiengangs‘ und eine ‚Akademieleiterin‘.
Man sollte eigentlich erwarten, dass eine Einrichtung, die auf Hochschulniveau lehren will, zumindest als Leiter einen ausgewiesenen Wissenschaftler beschäftigt. Das ist aber hier nicht der Fall. Frau Dr. Wiebke Lohmann hat zwar eine Doktorarbeit angefertigt, das war es aber auch schon. Sucht man in Google Scholar nach diesem Namen, erhält man zwar einige Veröffentlichungen von einer Wiebke Lohmann angezeigt, diese Frau ist aber ganz offensichtlich Chemikerin und hat von der Biographie her nichts mit der bei der Homöo-Akademie tätigen akademischen Leiterin zu tun. Letztere hat nach ihrem Studium der Humanmedizin in München (1999 – 2005) in Spanien Homöopathie studiert (2005 – 2007), danach war sie Assistenzärztin in einer homöopathischen Praxis und hat promoviert, sicher zu einem Thema der Homöopathie, aber diese Arbeit findet man weder in Google Scholar noch in der Deutschen Bibliothek. Seit 2010 betreibt sie eine eigene Praxis in München.
Nachtrag 7.12.: Hier findet sich jetzt eine ausführliche Betrachtung zum Werdegang von Wiebke Lohmann. Dort wird auch die bei Medizinern wohl mögliche – für normale Naturwissenschaftler etwas ungewöhnliche – Abfolge der Daten des Lebenslaufs erläutert.
Auch bei den anderen Dozenten sucht man vergeblich nach Indikatoren für eine wissenschaftliche Tätigkeit in der Vergangenheit. Mit Ausnahme eines Dozenten für Propädeutik handelt es sich um homöopathisch arbeitende Ärzte und Heilpraktiker, die zumeist auch auf Erfahrung als Dozenten verweisen können. Für eine Akademie mit wissenschaftlichem Niveau eine recht ungewöhnliche Auswahl, es fehlt jedweder Bezug zur Forschung. Selbst die sonst übliche Mindestvoraussetzung einer Promotion ist nur bei fünf der neun Dozenten gegeben, also nur bei der Hälfte des Lehrpersonals.
Der Lehrkörper verfügt also nur sehr bedingt und rudimentär über die Qualifikation, die man bei einer der Wissenschaft verpflichteten Institution erwartet. Forschung findet derzeit nicht statt, es ist zu bezweifeln, dass die Akademie überhaupt über für solche Projekte notwendiges qualifiziertes Personal verfügt. Wie da eine Ausbildung auf ‚wissenschaftlichem Niveau‘ stattfinden soll, ist nicht nachvollziehbar.
… doch eher Heilpraktikerschule?
Bei unseren bisherigen Betrachtungen ergab sich, dass diese Hochschule diese Bezeichnung wohl kaum zu Recht trägt, dass sie den Anspruch, den sie erhebt, wohl kaum wird erfüllen können. Was ist das dann? Was unterscheidet diese Akademie von einer normalen Heilpraktikerschule?
Nichts – außer dem Preis und der dilettantischen Präsentation. Insbesondere Letzteres können Heilpraktikerschulen wesentlich besser, wovon man sich im Internet in beliebiger Menge überzeugen kann. Lehrgangsangebote, Inhalte, geforderte Leistungsnachweise, Dozenten, Prüfungsbedingungen und Kosten findet man üblicherweise sehr detailliert aufgeführt.
Der Preis in Traunstein ist recht hoch. € 7.200,- pro Jahr ergeben in drei Jahren € 21.600,-. Wenn man dann noch das Ganze als Master abschließen will, werden weitere zwei Jahre fällig. Da landet man dann schon bei € 36.000,- alleine als Kursgebühr. An 72 Tagen im Jahr herrscht Anwesenheitspflicht – offenbar die einzige Grundlage dafür, am Ende den Titel zu erhalten – was mit Übernachtung, Verpflegung, Reisekosten nochmal in die gleiche Größenordnung kommen kann. Heilpraktikerschulen vor Ort kommen meist mit einem Bruchteil dieser Summe aus – welche Mehrleistung ein Student für sein Geld in Traunstein erhält, ist nicht nachvollziehbar.
Nachtrag 1. 12.2013
In Berlin gibt es bereits eine Hochschule, die Homöopathie als Studienfach anbietet, nämlich die ‚Steinbeis Hochschule Berlin‘. Dort liegt offenbar tatsächlich eine Akkreditierung vor. Aus den dortigen Unterlagen ist ersichtlich, dass eine ‚Projektarbeit‘ und eine ‚Thesis‘ (Abschlussarbeit) anzufertigen sind, das Fach ‚Forschung und Versuchsplanung‘ ist ebenfalls aufgeführt. Dies alles gilt aber für die Bildungseinrichtung in Berlin. Da die Bildung aber Ländersache ist, gilt diese Unterlage sicher nicht für Traunstein. Wir werden sehen, ob diese Akkreditierung für Traunstein noch erfolgt. Dann müsste natürlich eine neue Bewertung der Situation erfolgen und dieser Artikel entsprechend korrigiert werden.
(Danke an Elke für die Info).
Zusammenfassung
Die hier vorgelegte Analyse bezieht sich auf die Darstellung der Homöo-Akademie auf der eigenen Webseite im Internet, abgerufen am 30.11.2013. Sollten sich wesentliche Änderungen ergeben, insbesondere hinsichtlich der hier angebrachten Kritikpunkte, dann wird das zu berücksichtigen sein.
Es ist nicht erkennbar, wie die Homöo-Akademie in Traunstein dem Anspruch einer Ausbildung auf ‚Hochschulniveau‘ oder mit ‚wissenschaftlichem Niveau‘ auch nur näherungsweise gerecht werden will. Damit beziehen wir uns nicht auf die Fragwürdigkeit der Homöopathie als Wissenschaft überhaupt, sondern ganz simpel auf die fehlenden Grundvoraussetzungen der Akademie, solche Leistungen überhaupt zu erbringen.
-
Es ist nicht erkennbar, über welche Akkreditierung man verfügt, was die Voraussetzung dafür wäre, einen Titel ‚Bachelor of Science‘ verleihen zu dürfen.
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So, wie man den Titel darstellt (‚ Bachelor of Science in Complementary Medicine and Management, Vertiefungsrichtung Homöopathie EUH‘), darf er gar nicht verliehen werden, denn fachliche Zusätze sind nicht statthaft. Dies spricht dafür, dass keine Akkreditierung vorliegt und der Titel wertlos ist. Es könnte vielleicht sogar strafbar sein, den ‚Bachelkor of Science‘ unberechtigt zu führen.
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Aus den Informationen zur Ausbildung geht hervor, dass es sich um eine reine Wissensvermittlung handelt, die mit einem wissenschaftlichen Anspruch nicht in Einklang zu bringen ist.
- Die wesentlichen Dinge eines Hochschulstudienganges – die eigenständige Bearbeitung von kleineren Forschungsthemen mit wissenschaftlichen Methoden im Rahmen von Studien-, Diplom- oder Bachelorarbeiten – fehlen ganz.
- Forschung findet an dieser ‚Hochschule‘ nicht statt.
- Eine Prüfungsordnung scheint nicht zu existieren.
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Der Lehrkörper verfügt nicht über die Qualifikation, die gewährleisten könnte, dass die Studenten in angemessenem Umfang eine wissenschaftliche Herangehensweise und Methodik erlernen könnten.
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Schlussendlich ist das Ganze sehr teuer, womit der Mehrwert begründet werden könnte, ist nicht zu erkennen.
(Zusammenfassung überarbeitet am 1. 12. 2013)
Einen Vergleich mit dieser ‚Akademie‘ braucht keine Heilpraktikerschule zu fürchten. Es bleibt abzuwarten, ob nicht vielleicht die eine oder andere Schule gegen die offenbar ungerechtfertigten Werbeaussagen vorgehen wird. Oder überlässt man das vielleicht den Gesetzen des Marktes, der überteuerte Angebote meist recht schnell bereinigt?
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bisher leider nicht online
Erfreulich.
Gibt es diese Briefe auch als Online-Ausgabe? Kann man die hier verlinken?
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HOMÖOPATHIE eine irre medizinische GLAUBENSLEHRE
Eine Neufassung dieses Kommentars findet sich als Gastbeitrag hier
Der Leserbrief ist in der Wochendausgabe der Traunsteiner Zeitung heute gedruckt worden und erfreulich ein weiterer kritischer Leserbrief zur Homöopathie.
Michael Bauer
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Herr Bauer,
ich denke, da sind die Lokalpolitiker auf dem Holzweg. Irgendwer hat die Leute dann nicht korrekt informiert. Auf der Webseite dieser Akademie steht deutlich, dass man einen Bachelor of Science vergeben will. Wenn die Lokalpolitiker nicht begreifen, was das bedeutet, kann das nur an mangelndem akademischen Hintergrund liegen.
Morgen veröffentliche ich hier ein Anschreiben, das ich gerade an den Oberbürgermeister und den Landrat formuliere. (Ich muss halt noch einmal drüber schlafen). Dann sehen wir weiter.
Inzwischen habe ich mit zwei Traunsteiner Lokalpolitikern telefoniert, einem im Stadtrat und einem im Kreistag. Beide versicherten mir, dass ich keine Sorge haben müsse, es handele sich um keine Hochschule, lediglich um eine Akademie für Homöopathie. Die lokalen Zeitungsartikel über eine Universität seien Unfug.
Wieso schreibt dann die Lokalpresse über eine Universität?? Wieso stellt sich diese Einrichtung als Hochschule dar und vergibt einen Bachelor Titel?
Wieso findet sich im Traunsteiner Tagblatt kein kritischer Artikel? Wieso wurden kritische Leserbriefe bisher nicht veröffentlicht? Wieso distanzieren sich Traunsteiner Lokalpolitiker nicht von diesen Berichten über eine Uni?
Was die diesbezüglich lokale Presse betrifft, kommt man sich fast vor, wie wenn man in Kuba oder Nordkorea lebt.
MfG
Michael Bauer
Ich bin überzeugt, dass ich nicht der einzige in Traunstein bin, der über diese Vorkommnisse entsetzt ist!
Das Zeitproblem ist sogar noch größer (wie ich erst jetzt gemerkt habe): Materia Medica soll in 896 Stunden gelehrt werden, homöopathische Grundlagen in 1044, macht zusammen 1940 Stunden – wohl gemerkt, da ist die Propädeutik noch nicht drin. 72 Tage pro Jahr ergeben bei 8 Stunden Unterricht pro Tag 576 Stunden im Jahr, zusammen in drei Jahren also nur 1728 Stunden. Da fehlen schon mal über 200 Stunden, nur für diese beiden Fächer. Man kann natürlich einwenden, man könne ja auch mehr als acht Stunden pro Tag unterrichten, aber zur Effektivität darf man dann nicht allzuviel erwarten – auch wenn es nur ‚Schulstunden‘ zu je 45 Minuten sind. ‚Nur‘ acht Stunden erscheint schon als recht viel. Und dann fehlt immer noch die Propädeutik…..
Für den Abschluss eines Bachelor-Studienganges werden neben dem Bestehen diverser Prüfungen und der Anfertigung einer Abschlussarbeit mindestens 180 ECTS-Punkte vorgeschrieben. Ein ECTS-Punkt entspricht 30 Stunden Anwesenheit oder Selbststudium, womit ein ordentlicher Bachelor-Studiengang aus 5400 Stunden in drei Jahren besteht (= ca. 35 h/Woche). Betrachtet man dagegen das geplante „Studium“ an der Homöo-Akademie, ergeben sich bei wohlwollend geschätzten neun Stunden pro Anwesenheitstag nach drei Jahren gerade einmal ein 64,8 ECTS-Punkte bzw. noch nicht einmal 2000 Stunden. Der Anteil von Selbststudium und externen Praktika beträgt also bei diesem Studienkonzept also knapp 2/3 vom Gesamtvolumens des „Studiengangs“. Da lacht sich jeder Akkreditierungsrat schlapp.
Betrachtet man dazu noch die – meist nicht vorhandene – Qualifikation der selbst ernannten Hochschuldozenten, braucht man nun wirklich nicht zu befürchten, dass diesem Institut eine Akkreditierung als Hochschule zuteil wird. Das ganze dürfte eher als Werbegag einer zukünftigen Heilpraktikerschule zu verstehen sein, gemäß dem Motto: „Beinahe eine Hochschule“.
Eigentlich ist das eine echte Lachnummer, wäre da nicht die erschreckende Naivität (mir fallen dazu noch ganz andere Bezeichnungen ein) der Traunsteiner Politikprominenz. Die glauben wohl tatsächlich, es könnte bald „Hochschulstadt Traunstein“ auf dem Ortsschild stehen. Aber für den Beruf des Politikers benötigt man eben noch weniger Voraussetzungen als für den Beruf des Heilpraktikers. Letztere brauchen zwar auch keine Ausbildung, müssen jedoch in einer amtlichen Überprüfung zumindest nachweisen, dass sie keine Gefahr für die Bevölkerung darstellen.
Vor einer Woche habe ich einen Leserbrief an das Traunsteiner Tagblatt geschrieben, in dem ich darauf hingewiesen habe, dass der höchste akademische Grad im auf der Homepage der homöopathischen Uni aufgeführten Lehrkörper der Dr. med. ist,letztlich also das Lehrpersonal wie z.B. in einer Krankenpflegeschule, aber nicht wie in einer Hochschule vorgehalten wird. Ich befürchte, dass dieser Leserbrief nicht gedruckt wird.
Jede diesbezügliche Kritik wird in der Traunsteiner Presse bisher unterdrückt.
In einem Wochenblatt, welches man umsonst erhält, wurde über diese Hochschule berichtet, dass man mit Erwerb des Bachelor als Heilpraktiker mit Ärzten gemeinsam praktizieren darf. Das ärztliche Standesrecht verbietet aber diese Zusammenarbeit, die es im Chiemgau aber schon geben soll. Der örtliche ärztliche Kreisverband schweigt bisher!
TRAUNSTEIN WIRD SICH MIT DIESER HOCHSCHULE BLAMIEREN!!!
Wie naiv sind eigentlich unsere Lokalpolitiker. Schilda grüßt!!!
MfG
Michael Bauer
Auch wenn eine Klage vor einem Gericht (Verwaltungsgericht?) nicht erfolgversprechend sein sollte – vielleicht wäre ein Hinweis an das bayerische Kultusministerium sinnvoll. Diese Behörde ist immerhin für das Bildungswesen verantwortlich – und könnte dem Spuk ein Ende bereiten, wenn überprüft wird, inwieweit die Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Ausbildung tatsächlich gegeben sind.
Ich bin eigentlich nicht klagefreudig, aber hier juckt es mich – sofern mir Juristen Aussicht auf Erfolg geben, ich bin gerade dabei mich zu erkundigen.
Und – um das klar zu stellen: in diesem Falle gar nicht primär weil es um Homöopathie geht – sondern wirklich wegen des Wertes _echter_ akademischer Titel. Den „Bachelor/Master of Science“ darf sich – im Gegensatz zum „Sachverständigen“ – nicht jeder überziehen. Und auch nicht verleihen.
Letztlich geht es hier ja nicht einmal nur um akademische Titel, sondern um eine Grundsatzfrage. Auch beim Friseur erwartet man vom „Meister“ eine bessere Leistung und bezahlt mehr als bei der angestellten einfachen Friseuse. Die darf sich deshalb auch keinen falschen Meisterbrief an die Wand hängen.
Was ist eine Ausbildung noch wert, wenn sich jeder irgendwelche Mondscheintitel anhängt? Die Vorstellung ist erschreckend, auch für Deutschland als Wirtschaftsstandort.
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